CORONA – WAS FEHLT?

WÜRZBURG | 12.2020

Der Dachverband Freier Würzburger Kulturträger (DFWK) bat mich zu o.g. Thema Fotos zu machen. Ich hatte ein Wochenende Zeit. Hier das triste Ergebnis.

(Fotografiert für DFWK)

 

Würzburg – eine Geisterstadt…

Es fühlt sich an, als wäre ich die Hauptfigur in einem ganz schlechten Film! Ich laufe durch die Stadt, auf der Suche nach anderem Leben, doch sie wirkt ausgestorben und düster. Es sind kaum Menschen zu sehen. Es ist still, bedrückend, irgendwie unheimlich…

Nur die gestapelten Stühle vor Kneipen erinnern daran, dass es hier mal Leben gab. Kultureinrichtungen, Museen, Theater, Geschäfte… Überall stehe ich vor verschlossenen Türen. Ich sehe leere Spielplätze und Schulhöfe, doch auf den Friedhöfen brennen Kerzen. Jemand muss sie angezündet haben. Auch ein einsamer Fußballspieler beweist, dass ich nicht ganz alleine bin.

Nachts tobte vor meinem Fenster kürzlich noch das pulsierende Nachtleben, doch jetzt… Ich fühle mich alleine… Über Wochen und Monate verliere ich langsam die Hoffnung, dass es jemals wieder normal wird… Wie kann das sein? Wie kann „uns“ „hier“ „heute“ so etwas passieren? Unvorstellbar!

Letztendlich gewöhne ich mich aber daran, dass das Leben jetzt eben etwas anders aussieht und stelle fest, dass es mir trotz allem doch noch ganz gut geht. Der Staat fängt mich finanziell etwas auf, ich habe meine sehr gemütliche Wohnung, einen großen Fernseher, Internet, die Möglichkeit doch ein wenig zu arbeiten, meine Familie ist gesund. Und nun, ein paar Monate später, sind um mich herum sogar alle geimpft, das soziale Leben erholt sich. Ich ertappe mich dabei, eine verwöhnte Memme zu sein.

Mir wird wieder einmal schmerzlich bewusst, wie selbstverständlich ein so viel härteres Leben für so viele Menschen auf der ganzen Welt ist. Wie Menschen, die aus grausamsten Szenarien zu uns flüchten, Sympathie und Unterstützung verweigert wird.

Vielleicht muss es uns noch viel stärker treffen, bis uns endlich bewusst wird, dass nur Zusammenhalt und Menschlichkeit die Welt verbessern können. Ich wünsche mir, dass uns diese Krise näher zusammenrücken lässt und dass wir lernen, auf uns und andere Rücksicht zu nehmen. Dann hat das Ganze vielleicht sogar etwas Gutes bewirkt.